- RESILIENZ

Trauer ist traumatisch. 

Sie greift - auf einmal - tief in das bisherige Leben ein. 

Wie schafft man es, Trauer zu akzeptieren und dann auch noch zu einem wie auch immer

definierten „positiven“ Leben zurückzufinden?  

 

Ich versuchte in Erfahrung zu bringen, wie andere Menschen das geschafft haben 

und fand sehr viele Beispiele, manche fast unglaublich.   

Ich stellte fest, daß man nicht auf ewig der Spielball seiner Emotionen bleiben muß, sondern

daß man Trauer auch im positiven Sinn verarbeiten und beherrschen kann. 

Dabei geht es überhaupt nicht darum, Trauer zu verdrängen, zu vergessen, hinter sich zu lassen.

Es geht auch nicht darum, das oft geforderte „Loslassen“ anzustreben. 

Im Gegenteil, die Trauer bleibt  - als „Ausdruck der Liebe zum Verstorbenen“, so wie R. Kachler

es formuliert in seinem bereits erwähnten Buch:  „Meine Trauer wird Dich finden“.

 

Die Geschichte von James Douglas ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie jemand trotz des

Verlustes mehrerer Menschen aus seinem Umfeld  (und noch weiterer schlimmer Erlebnisse)

erfolgreich „kämpfte“ im wahrsten Sinne des Wortes,: 

James Douglas ist ein US-Profiboxer, der 1990 um die Weltmeisterschaft gegen den berüchtigten

Mike Tyson antrat. Niemand in der damaligen Boxwelt wollte auch nur einen Penny auf seinen Sieg setzten.

Er gewann trotzdem und das obwohl seine Mutter 23 Tage vor dem Kampf starb, sein Vater bereits

vorher an Krebs verstorben war, seine Frau ihn gerade verlassen hatte und auch noch seine Exfreundin, Mutter seines Sohnes, kurz vorher unheilbar an Krebs erkrankte. Außerdem hatte er im Laufe seines Lebens bereits 2 Brüder verloren.

Douglas gewann genauso unerwartet wie spektakulär!

Was muß dieser Mann für eine unfassbare große psychische Widerstandskraft entwickelt haben?   

 

Damit sind wir beim Begriff der „Resilienz“ angelangt. 

Resilienz oder psychische Widerstandskraft ist die Fähigkeit, Krisen nicht nur 

zu bewältigen sondern diese auch noch zu positiven Entwicklungen zu nutzen.

 

Wie so oft wurde auch dieser Begriff zuerst in den USA geprägt und untersucht. 

In der Literatur findet man meist 7 Faktoren, welche Resilienz bilden und fördern. 

Ich gebe hier die wieder, welche ich gefunden habe auf der Website (wo sie auch 

gut beschrieben sind): www.entwicklung-der-persöenlichkeit.de .

7 Faktoren der Resilienz

-  Optimismus 

-  Akzeptanz 

-  Orientierung auf eine Lösung 

-  Verlassen der Opferrolle 

-  Verantwortungsübernahme 

-  Netzwerke aufbauen 

-  Zukunft planen und gestalten.

 

Diese 7 Faktoren hören sich gut an und machen sicher auch Sinn. 

Bemerkenswert finde ich, daß es sich dabei ausnahmslos um Einstellungen und Tätigkeiten handelt,

welche vom Betroffenen selbst aktiv angegangen werden müssen und Selbststarter-Qualifikationen erfordern.   

Jetzt wird auch deutlich, warum die unter 

                       "KLARHEITEN/Umgang mit der eigenen Trauer" 

genannten 3 Kriterien „Mindestintelligenz / möglichst stabile Persönlichkeit / gutes soziales Netzwerk“

so hilfreich sind, Trauer zu beherrschen. 

 

Zahlreiche Beispiele aus dem Leben bezüglich Resilienz findet Ihr in dem schon  zitierten Buch

"Überleben oder Scheitern" von Georg Pieper, Knaus Verlag München   

 

-  Jedes Jahr soviel  neue Trauer 

 

In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 900.000 Menschen.

Fast 1 Million menschliche Einzelschicksale!

Jeder verstorbene Mensch hinterlässt sehr direkt betroffene trauernde Angehörige und Freunde,

aber auch viele indirekt betroffene  Menschen - Bekannte, Kollegen, Nachbarn.

 

Selbst wenn ein Verstorbener nur 5 direkte und indirekt betroffene Hinterbliebene hinterlässt,

sind dies  jedes Jahr knapp 5 Mio Menschen  die entweder selbst trauern oder mit trauernden

Menschen Umgang haben.

 

                                                                 5 Mio Menschen neu  - Jahr für  Jahr! 

 

Jedes Jahr werden etwa 5 Mio Menschen in Deutschland  direkt oder indirekt konfrontiert mit

Tod und Trauer. und die meisten wissen nicht damit umzugehen.   Unsere westliche Gesellschaft

hat Tod und Trauer erfolgreich aus dem täglichen Leben verdrängt. Für diese Trauernden ist diese

Website gedacht.

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- "MAMA ist tot"

Auszüge aus dem Artikel von Francois Duchateau

aus: "WELT" vom 22.7.17, S. 24.

 

Die Frau des Autors ist nach langer Krankheit verstorben.

Jetzt ist er allein erziehend und damit als Mann eine gesellschaftliche Ausnahme - was er immer wieder zu spüren bekommt:.

 

"Als allein erziehender Vater zähle ich ...zu einer seltenen Spezies. 9 von 10 Alleinerziehenden in Deutschland sind Frauen.. Auf etwa 1,5 Millionen allein erziehende Mütter kommen rund 180.000 Väter.

Meine 31 Jahre machen mich zu einem besonders seltenen Exemplar, dem man mit unverblümter Fassungslosigkeit und Skepsis begegnet.

Mir  werden Fragen gestellt, die allein erziehende Mütter vermutlich nie zu hören bekommen: Ob ich

mir als Mann tatsächlich so einen Klotz - also mein Kind -zumuten wolle? Ob Adoption ein Thema war? Warum ich Vincent nicht grundsätzlich komplett an die Großeltern abgäbe?  Überhaupt. ob mein Leben nicht schrecklich sei? Nein, mein Leben ist nicht schrecklich.

 

Die meisten Menschen hängen noch immer an dem Klischee, Kinder seien reine Männersache. Seitdem der 1. Eindruck meiner Küche als Aushängeschild unseres Befindens betrachtet wird und deswegen nicht gespülte Topf- und Tellerstapel als Indiz allgemeiner Überforderung gelten, achte ich noch proaktiver auf Ordnung. Lob für die aufgeräumte Wohnung kommt allerdings selten ohne den Zusatz  "für einen Mann..." aus.

 

Seitdem ich Witwer bin, läuft keiner meiner Schritte mehr ohne Bewertung ab. Cappuccino trinken im Cafe wird einem ausdrücklich "gegönnt", zum Friseur gehen als "etwas aus sich machen" gedeutet und Shoppen wird zum "Leben voll leben"-Moment.  Mit dem Tod meiner Frau ging die neutrale, unbekümmerte Sicht auf mich verloren. Gerade das raubt den Großteil der Normalität, die viele

meinem Sohn und mir doch eigentlich so wünschen."